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Der Krieg war vorüber und die Semperoper lag in Schutt und Asche. Ab 1946 begann man, die Ruine zu sichern und schloss diese Arbeiten 1955 ab. Mehr als zwanzig Jahre sollten daraufhin vergehen, bis im Juni 1977 endlich der Grundstein für den Wiederaufbau gelegt wurde.

Exakt der 40. Jahrestag der Zerstörung war dann der Tag der Wiedereröffnung, vor höchster Politprominenz aus Ost und West. Während Erich Honecker aber in der Königsloge Platz nahm, musste Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt mit dem Rang vorlieb nehmen.

Es wird berichtet, dass die Staatskapelle nur widerwillig die DDR-Nationalhymne spielte. Man fügte sich … Auf dem Programm stand – wie in der letzten Vorstellung vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg auch schon – Webers „Freischütz“. Pikanterweise hatte Regisseur Joachim Herz darin eine Szene geplant, in der Max mit seiner Flinte ins Publikum zielen sollte. Das weckte Sicherheitsbedenken angesichts der DDR-Führung im Publikum. Herz blieb hartnäckig und setzte sich durch: Die Szene blieb im Stück.

Vier Jahre vor der Wende war die Wiedereröffnung der Semperoper – der nunmehr „Dritten“ – gerade mit der Aufführung des „Freischütz“ als „der“ deutschen Nationaloper und mit gleichzeitiger Übertragung in Ost- und Westfernsehen ein zukunftsweisendes Ereignis von nicht zu unterschätzender Symbolkraft.

Fortsetzung folgt …

Harry Kupfer – von 1972 bis 1981 Operndirektor am Staatstheater Dresden, der damaligen Aufführungsstätte für Opern in Dresden (der Wiederaufbau der Semperoper begann erst 1977 und die Wiedereröffnung fand 1985 statt) – zählt zu den bedeutendsten deutschen Opernregisseuren. Der Schüler Walter Felsensteins prägte bereits in der Zeit der deutschen Teilung die deutsche Opernwelt grenzüberschreitend und inszenierte 1988 in Bayreuth den „Ring des Nibelungen“. Und nach wie vor denkt Kupfer nicht daran, kürzer zu treten. Für den Sommer 2016 ist in der Mailänder Scala seine Salzburger Inszenierung des „Rosenkavalier“ mit Zubin Mehta als Dirigent geplant. Heute feiert Harry Kupfer seinen 80. Geburtstag.

Am 21. September 1869 war die „Erste Semperoper“ niedergebrannt – jetzt sollte ein neues Opernhaus her. Aber sollte man die alte Semperoper wieder aufbauen oder ein völlig neues Gebäude errichten lassen? Und sollte man wieder Gottfried Semper beauftragen oder einen anderen Architekten? Dresden wäre auch schon damals nicht Dresden gewesen, wenn über diese Fragen nicht ausgiebig diskutiert worden wäre. Eine Unterschriftensammlung der Dresdner Bevölkerung brachte letztlich die Entscheidung: für Neubau und für Gottfried Semper. Da gab es nur ein Problem – nach seiner Beteiligung an den Maiaufständen von 1849 durfte Gottfried Semper nach wie vor sächsischen Boden nicht betreten. Doch man fand eine clevere Lösung. Der Entwurf für die „Zweite Semperoper“ entstand in der Ferne, der Bau vor Ort wurde von Sempers Sohn Manfred geleitet. Es entstand die Semperoper in der Form, wie wir sie heute kennen. Ludwig Teubner, ein ehemaliger Mitarbeiter des Uhrmachermeisters Gutkaes, erstellte eine neue digital anzeigende Uhr nach dem Vorbild der ersten. Die Deckenmalerei und Gestaltung des Frieses fertigte der Maler James Marshall.

Die Eröffnung der neuen Semperoper fiel auf den 2. Februar 1878. Carl Maria von Webers „Jubelouvertüre“ und Johann Wolfgang Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Für siebzehn Jahre diente das Gebäude als gemeinsame Spielstätte für Oper und Theater. Mit der Ära Ernst von Schuchs als Generalmusikdirektor (1872-1914) begann der Aufstieg der Semperoper zu einer der bedeutendsten Musikbühnen Europas. Es war die Zeit, in der die Sächsische Staatskapelle zu einem der größten Orchester der Welt wuchs und in der ihr Weltruhm begründet wurde. Schuch legte auch den Grundstein für die Dresdner Richard-Strauss-Pflege: „Salome“ (1905), „Elektra“ (1909) und der „Rosenkavalier“ (1911) erlebten hier ihre Uraufführung.

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts leitete Fritz Busch als Generalmusikdirektor und Operndirektor die Semperoper. In diese Zeit fallen die Uraufführungen von Richard Strauss´ „Die Ägyptische Helena“ (1928), Kurt Weills „Der Protagonist“ (1926) und Paul Hindemiths „Cardillac“ (1926). Gleichzeitig war Busch neben dem Schriftsteller Franz Werfel treibende Kraft der „Verdi-Renaissance“ und brachte dessen Opern zurück auf die Bühne. 1933 verweigerte sich Busch den Nationalsozialisten, die den berühmten Dirigenten nach Berlin holen wollten und brüskierte sie, indem er sich weigerte, zum Nachteil jüdischer Kollegen zu handeln. Am 7. März 1933 vertrieben ihn pöbelnde SA-Männer vor einer „Rigoletto“-Aufführung vom Pult. Fritz Busch emigrierte nach England.

Karl Böhm folgte Fritz Busch ins Amt als Generalmusikdirektor und Operndirektor. Der Österreicher brachte „Die schweigsame Frau“ (1935) und „Daphne“ (1938) zur Aufführung.

Der „totale Krieg“ brachte den Spielbetrieb im Sommer 1944 zum Erliegen, die letzte Vorstellung war Webers „Freischütz“ und der Bombenangriff vom 13. Februar zerstörte die „Zweite Semperoper“ fast vollständig.

Vierzig Jahre sollte es jetzt bis zum Wiederaufbau dauern.

Fortsetzung folgt …

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